Lehrgeld #1 – Elektrolyse im Maischekessel

Unser altbewährter Scheibenwischer-Rührer hat uns heute ein gratis Update geliefert: Graue Maische dank ungewollter Elektrolyse im Topf.

Unser Batch startete ganz gut, wir haben gebraut wie immer – nur an unserem Rührer haben wir gewerkelt: Statt der alten Autobatterie haben wir inzwischen ein Netzteil an die Scheibenwischermotoren gesetzt. Das läuft sehr gut, führte aber zu einem Problem, dem wir uns erst mitten beim Brauen konfrontiert sahen – und bei dem die Fehlersuche ziemlich langwierig war. Wir haben viel Neues gelernt, daher hier einmal die Schilderung für Leidensgenoss:innen, die das Internet auf des Rätsels Lösung durchforsten, wie wir das auch getan haben.

Wir haben mit Pale Ale und Münchener Malz eingemaischt und eine Kombirast gefahren. Zur Jodprobe bemerkten wir dann die sehr graue Färbung der Maische. Geschmacklich war die Maische aber komplett unauffällig (und auch brav Jod-Normal). Wir haben zunächst einmal mit Recherche begonnen, die uns aber nur bedingt weiterbrachte (es kann wohl auch falsche Alkalität des Brauwassers zur Verfärbung der Maische führen – aber dann wäre das Problem bei uns ja schon früher einmal aufgetreten).

Zusätzlich haben wir an unserem Rührer eine gräuliche Ablagerung festgestellt, der sich aber nicht gut entfernen lies. An unserem Topfdeckel haben wir noch ein Stück Flachstahl angebracht (damit sich die Maische auch ordentlich vermischt), an dem wir diese Ablagerung aber nicht finden konnten. Das folgende Bild ist zwar schon etwas älter, zeigt aber den Aufbau des Deckels mit Rührer und Flachstahl.

Ein altes Bild unseres Topfdeckels mit Scheibenwischermotor, Rührer und Flachstahl.

Da die Ablagerung nur am Rührer zu sehen war und nicht am Flachstahl, verwarfen wir den Gedanken, dass die Verfärbung der Maische vom Malz kommen könnte.

Wir haben dann den letzten Kandidaten getestet, den wir schon für sehr abgwegig hielten, wurden dann aber eines Besseren belehrt: Durch die Verwendung eines Netzteils haben wir unbeabsichtigt einen Stromkreis geschlossen, bei dem die Maische einen Ehrenplatz als Elektrolyt erhalten hatte. Vereinfacht gesagt (Elektriker, E-Techniker und Physiker bitte den folgenden Teil überlesen) kam der Stromschluss wie folgt zu Stande:

Steckdose – Netzteil – Scheibenwischermotor – (Edelstahl-)Rührer – Maische – Topf – Metallrahmen der Induktionsplatte – Erdung im Netzkabel der Induktionsplatte – Steckdose

Das Problem kam durch den Erdschluss zustande, daher war es mit der Autobatterie vorher nicht vorgekommen. Nachmessen einer Spannung zwischen Topf und Motor hatte unseren Verdacht dann bestätigt, hier lag eine Spannung an.

Kurzgesagt haben wir also eine Elektrolyse durchgeführt. Die Graufärbung kam möglicherweise durch Zersetzung von Rührer und/oder Topf oder was auch immer zu Stande. Den Batch haben wir natürlich verworfen.

Wie haben wir das Problem gelöst?

Einfachste Möglichkeit war es, den Stromkreis zu unterbrechen (was mit Backpapier zwischen induktionspatte und Topfboden hervorragend funktioniert hat), wir wollten aber sicher gehen. Wir haben die Scheibenwischermotoren geöffnet, den Schleifkontakt, der vom Motor ans Gehäuse ging, von diesem getrennt und mittels separatem Kabel aus dem Gehäuse geführt. Somit fließt kein Strom mehr über das Motorgehäuse zum Rührer zur Maische…. und keine Spannung liegt mehr an.